Retro-Mode – die Klassiker der letzten Jahre

Vintage – Mode begeistert dadurch, dass sie sich auf keine Dekade festlegt. Sie schwankt derzeit zwischen den fünfziger und neunziger Jahren. Ein Großteil der Modeshops verkauft gleichzeitig Denim-Shorts und Bustierkleider, Rüschenkleider, Strickware aus den Achtzigern.

Mode zurück in die Zukunft

Retro-Mode wurde zu dem Zeitpunkt modern, als man die Authentizität entdeckte. Eine Idee, die in den Neunziger Jahren aufkam. Die Menschen entdeckten die Möglichkeit, dass man sich Mode nicht diktieren lassen muss, sondern Ausdruck der Persönlichkeit sein kann. Man verfiel auf die Idee, dass Mode etwas mit Individualität zu tun hat, bzw. haben kann.  Es sollte nicht mehr um Zeitgeist, Moderne oder darum, was optisch möglich ist oder sein kann gehen, sondern darum wer man ist. Vintage wurde auch deshalb interessant, weil die Kombination oder Neuerscheinung der unterschiedlichen Stil- und Modeepochen in der Lage war, die verschiedensten Stilrichtungen der Persönlichkeiten zum Ausdruck zu bringen. Hinzu kam natürlich, dass es bei der Retro-Mode Einzelstücke gibt, die niemand anderes besitzt. Das ist wiederum unter modischen Gesichtspunkten durchaus von Bedeutung.

Kenner unterscheiden inzwischen zwischen real Vintage und fake Vintage. Unter real Vintage versteht man Original Bekleidung aus der jeweiligen aktuellen Modezeit, während fake Vintage für Imitationen steht, die sozusagen nachgeschneidert wurde. Dann gibt es natürlich noch die Mischform, bei der mit Originalstoffen aus der vergangenen Zeit heute genäht wird, was zu einer „halben“ Authentizität führt. Folglich könnte man diese Bekleidung fast echt nennen. Manche Unternehmen haben sich auf real Vintage konzentriert.

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(c) levis jeans

Wo kommt diese, inzwischen seit mehr als fünfzehn Jahren wachsende, Faszination? Eine Vintage-Einkäuferin sieht die Ursachen darin, dass man einzigartige Stücke kauft und nicht irgendetwas Neues entwirft. Hinzu kommt, dass jedes Stück seine eigene Herkunft hat und eine Geschichte erzählt. Es wird auf Kleidungsstücke Bezug genommen, die eine eigene Linie, Silhouette und Farbgestaltung hat. Daher sieht die Mode von heute, egal ob bei Hosen, Jacken oder Marken Jeans immer auch ein wenig nach gestern, manchmal sogar vorgestern, aus. Genau das ist es auch, was die aktuelle Mode, inklusive Retro, so faszinierend macht. Letzten Endes trifft man sich modisch dann wieder in der gleichen Ecke.

Ein Weg in die Sackgasse?

Fast sieht es so aus, als sei man modisch von einem extrem ins andere gefallen, als ob alles ein großes Missverständnis sei. Irgendwie bekommt der Mode-Mensch der Retro-Fraktion denn doch ein Problem mit anderen Mode-Menschen. Mode ist ja in Wirklichkeit nicht das, was irgendwo in Paris, New York oder Mailand vorgeschneidert wird, sondern dass, was alle schön finden. Deswegen kommt inzwischen die Individualität auch schon wieder aus der Mode. Immerhin ist es ja auch anstrengend, bei jeder Mode-Erscheinung vorher die Frage zu stellen, ob man das ist, was man darstellt.